2008

Ein paar bildliche Eindrücke aus Felix´s Leben

… bevor ihr seinen Alltag nachlesen könnt.

24. Dezember 2008

Natürlich kam heute das Christkind zu Felix. Wir haben sein Zimmer weihnachtlich dekoriert, mit frischem Tannenreisig, Kerzen, einer weihnachtlichen Decke. Auch „last Christmas“ tönte aus dem Radio. Geschenke gab´s natürlich auch, schließlich war Felix ja – meistens – brav! Er bekam ein neues Überraschungspaket, gefüllt mit vielen, tollen Leckerchen, vom Sabine/Norbert-Christkind, einen riesigen, selbstgebackenen Leberkeks vom Ursula-Christkind, einen Massagehandschuh, mit dem wir ihm das Bürsten langsam schmackhaft machen möchten, ein Packerl mit Zottel, Guttis und einem Kauknochen.

So wie Felix sich benahm, war das seine erste Bescherung, er war wie ein kleines Kind: Seine Augen leuchteten, er war aufgeregt, voller Vorfreude und Neugier. Er konnte es nicht erwarten, seine Geschenke in Empfang zu nehmen. Und: Er hatte seine liebsten Menschen um sich, Norbert, Ursula und Sabine, und das gleichzeitig! Das Christkind könnte wirklich jeden Tag kommen 🙂

14. Dezember 2008

Felix ist heute das erste Mal so richtig Auto gefahren! Norbert und Sabine sind mit ihm ein Stück zu den Feldwegen gefahren. Sabine saß bei ihm hinten im großen Hundeteil des VW Caddy und leistete ihm seelischen und körperlichen Beistand. Felix war anfangs sehr ängstlich, beruhigte sich dann aber. Bei den Feldern joggten die beiden eine Runde mit ihm und dann stieg er wieder in´s Auto, um zurück zu fahren. Das ist für Felix eine so tolle Leistung und wir freuen uns immens darüber! Nach dem Aussteigen stellte er sich noch dreimal mit den Vorderläufen in´s Auto, um Leckerchen zu holen.

6. Dezember 2008

Heute, am Nikolotag hat Felix beschlossen, einen weiteren Menschen lieb zu haben: Brigitte. Sie hat sich das im wahrsten Sinn des Wortes mühsam erarbeitet. Seit Felix angekommen ist hilft sie Norbert tatkräftig, Felix`s Zuhause fertig zu stellen und zu verschönern. Jetzt, nach etwa zweieinhalb Monaten hat Felix sie so richtig in´s Herz geschlossen. Er begrüßt sie, wie er sonst nur Sabine, Ursula oder Norbert empfängt, schmiegt sich an sie, gibt Küsschen und findet sie einfach super. Sie darf mit Werkzeug hantieren, Lärm machen, den Staubsauger benutzen – Felix vertraut ihr! Bei uns ist Felix ein richtiggehender Baustellenhund geworden: Umbauarbeiten im Innen- und Außenbereich gehören zu seinem Weltbild. Er regt sich mittlerweile nicht einmal mehr über den Lärm diverser Arbeitsgeräte auf. Nur Hämmern und Schlagen mag er noch immer nicht, aber es reicht, ihm ruhig zu sagen „ist ok“und er lässt auch das geschehen, ohne auszuflippen. Felix künftige Menschen sollten also unbedingt handwerklich aktiv sein – Felix glaubt sonst, es stimmt etwas nicht mit ihnen 🙂

3. Dezember 2008

Jeden Tag ein bisschen mehr…
… taut Felix auf und wird vertrauter mit uns, seinem neuen Leben und dem neu gewonnenen Selbstwertgefühl. Es hat sich unglaublich viel getan, seit er bei uns lebt. Er ist um ein Vielfaches ruhiger geworden. Menschen, die ihn zum Zeitpunkt seiner Ankunft gesehen haben und ihn heute sehen sind absolut hin und weg davon, wie gelassen dieser Hund mittlerweile reagiert.

Er hat riesiges Vertrauen in uns, seine Bezugspersonen. Wir konnten ein ruhiges, gezieltes Maulkorbtraining mit Felix durchführen. Somit war auch sein erster Tierarztbehandlungstermin bei uns kein Problem. Er ließ die Impfung ohne Komplikationen über sich ergehen. Wenn man ihn parallel dazu füttert, kann man ihm sogar Kletten oder Zecken herausziehen, etwas, das früher absolut unmöglich war.

Ein Manko in Felix´s Leben ist sein Hass gegen das Autofahren. Wir üben fast täglich mit ihm, dass er freiwillig einsteigt, im Auto bleibt, man auch schon mal die Heckklappe bzw. das Gitter schließen kann. Auch ganz kleine Stücke fahren ging schon, allerdings ist dann sein Misstrauen wieder größer, sodass wir niemals weiter weg mit ihm fahren können, denn, wenn er dann nicht mehr einsteigt, ist der Weg nach Hause weit! Leider entgeht Felix damit Sabines wunderschöner Trainingsplatz, auf dem er sicherlich enorm viel Spaß mit den Geräten hätte. Aber: Allein die Tatsache, dass er freiwillig in´s Auto einsteigt ist schon eine Sensation für sich und wir haben ja Geduld.

Wenn Felix nicht das Gefühl hat, seine Ressourcen verteidigen zu müssen, was in seinem Zimmer und dann wenn Essen herumsteht der Fall ist, dann ist er mit anderen Hunden super verträglich. Er hat mittlerweile eine ganze Reihe von Hunden, die in meiner Hundeschule trainieren zu Freunden, egal ob Rüde oder Hündin, groß oder klein, dunkel oder hell – er findet sie klasse und sie ihn (er ist ja auch ein schöner Bursche).
mir schmeckt´s
Den Grundgehorsam beherrscht er so gut, dass wir ihn vereinzelt sogar als Trainingsassistent einsetzen. Es ist unglaublich, was dieser Hund für ein Potenzial hat, wenn man ihn richtig händelt und sein Vertrauen gewonnen hat. Felix hat Spaß am Erlernen von Tricks, er arbeitet gerne und will gefordert werden. Der Umstand, dass ihm das Essen bei uns so gut schmeckt, hat dazu geführt, dass er ein größeres Brustgeschirr brauchte. Aus dem klapperdürren Hund ist ein stattlicher Bursche geworden, den wir mittlerweile essenstechnisch bremsen müssen. Außerdem gehen wir zumindest einmal pro Woche ein Stück mit ihm laufen, damit seine Figur athletisch bleibt.

Vielleicht fragen Sie sich spätestens jetzt, warum dieser Traumhund bei Tier-reich lebt. Nun: Er stellt besondere Anforderungen an seine Menschen. Sie müssen sich Zeit nehmen, sein Vertrauen zu gewinnen. Das ist nicht so einfach, wie es klingt. In Felix wohnt ein tiefes Misstrauen, begründet auf ein wahrlich besch… Leben, bevor er von seinen Peinigern befreit wurde. Dieses Misstrauen ist immer da und wenn er das Gefühl hat angegriffen zu werden, dann fällt er in sein altes Verhaltensmuster zurück. Felix ist durchaus in der Lage zu differenzieren, wer ihm guttut und wer nicht. Aber, es ist ein Weg der kleinen Schritte, sein Herz wirklich zu erobern. Felix ist ein Hund, den man lesen lernen muss. Er darf nicht hochgeputscht werden, er muss immer stark ritualisiert geführt werden. Felix braucht konstante Abläufe und viele Auszeiten am Tag, wo er absolute Ruhe hat. Felix wird niemals ein Hund sein, bei dem man irgendetwas einfach ganz gedankenlos machen kann – das ist die Hauptanforderung an seine zukünftigen Menschen.

Felix´s Menschen müssen bereit sein, ihn so zu nehmen wie er ist, eine lange Einschulung bei Tier-reich gerne mitmachen, mit uns Rituale trainieren, Felix einen ruhigen Rückzugsbereich zugestehen, wo er ungestört sein darf.

Wir haben Felix in dieser kurzen Zeit sehr lieb gewonnen und wünschen ihm das beste Zuhause der Welt. Auch bei der Suche danach haben wir viel Geduld, denn Felix fühlt sich bei Tier-reich pudelwohl. Wir versuchen derzeit noch nicht offensiv, Felix zu vermitteln, aber wir sind offen, für interessierte Menschen, die Felix kennen lernen möchten. Denn auch menschlichen Besuch findet er – anfangs außerhalb seines Zimmers – mittlerweile einfach klasse.

20. Oktober 2008

Seit etwas mehr als vier Wochen lebt Felix nun bei Tier-reich. Angekommen ist er sehr erschöpft und verwirrt von der stundenlangen Autofahrt und dennoch hatte wir alle nach wenigen Minuten das Gefühl, dass er sich hier wohlfühlt. Ein „Dankeschön“ an dieser Stelle an seine Pflegemenschen, die ihn nicht nur hierher chauffiert haben sondern auch in der Zeit, als Felix bei ihnen lebte, sehr viele persönliche Kompromisse eingegangen sind.

Felix genießt die ruhige Umgebung des ländlichen Raums. Eines seiner Hauptprobleme ist seine große Lärmepfindlichkeit, was dazu führt, dass ihn Geräusche, wie eben Großstadtlärm, unendlich stressen. Felix ist in der kurzen Zeit, die er bei uns lebt, um ein Vielfaches ruhiger und entspannter geworden.
Von der ersten Stunde an haben wir Felix an ritualisierte Abläufe gewöhnt und ziehen diesen strukturierten, für ihn nachvollziehbaren Tagesablauf durch. Felix wird täglich mindestens zweimal spazieren geführt, hat täglich mehrere Stunden Sozial- kontakt zu Menschen, meistens sind es Sabine Neumann, Ursula Meyer und Norbert Neumann. Er lernt aber auch eine Vielzahl von Besuchern als Freunde kennen. Und Felix trifft jeden Tag Artgenossen: Spocky, Gina, Yuma, Juve, Aduke, Anny, Lea, Dorie und sogar schon Blacky zählen zu seinen Kumpels. Teilweise geht er mit ihnen spazieren, teils toben sie gemeinsam durch den Garten des Hundeschulhäuschens.

Um Felix geistig und körperlich zu fordern macht er regelmäßig Gerätearbeit. Er ist dabei, nach und nach Kommandos zu erlernen, das Spiel Dog Twister gehört zu seinen Favoriten und er bekommt täglich sein Überraschungspaket. Dies ist Teil des Gute-Nacht Rituals: Gegen 20:00 h abends läuft Felix nochmals durch den Garten, dann wird ausgiebig gekuschelt – denn, wenn Felix einen Menschen einmal richtig mag, ist er ein seeeeehr liebesbedürftiger Bursche! Und vor dem Schlafengehen gibt es die Guttis im Packerl zum Suchen und Auspacken.
Was uns besonders freut ist, dass Felix bei uns hervorragenden Appetit zeigt. Seine Pflegemenschen erzählten, dass er kaum fressen mag, bei Leckerchen extrem wählerisch ist und es schwer wäre, ihn mittels Futter zu motivieren. Bei uns mampft er wie ein Scheunendrescher, nimmt Guttis aller Art an, erfreut sich am Spiel der Leckerchensuche und ist sehr gut mit Futterbelohnung zu trainieren. Ein klares Indiz dafür, dass sein mangelnder Appetit in erster Linie stressbedingt war. Felix mag sein gemütliches Zimmer mit angeschlossenem Auslauf und kuscheligem Sofa.
Felix hat sich bei uns sehr gut eingelebt und kommt mit seinem Tier-reich Alltag gut zurecht. Er ist für uns gut zu managen und zu führen, muss aber vor einer etwaigen Vermittlung noch viel lernen. Dazu gehört vor allem, dass es sich lohnt, geduldig zu sein und seine Emotionen im Zaum zu halten. Alles, was dieser Hund lernen soll, muss auf Vertrauen und Vorhersehbarkeit fußen. Wenn er das Gefühl hat, eingeengt, bedroht oder angegriffen zu werden, dann wehrt er sich. Etwas, das er lange genug in seinem Leben machen musste.